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Die AWB

Johannes Voutsinas • Dez. 04, 2019

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In diesem Artikel soll es um ein recht komplexes und doch spannendes Thema der Fotografie gehen, nämlich um die AWB bzw. den Weißabgleich. Wozu dieser dient, wann man ihn braucht und wie er richtig eingestellt wird, das gibt es in den folgenden Zeilen zu lesen. Bei Rückfragen stehe ich natürlich (wie immer) gerne zur Verfügung. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen, Lernen und Verstehen.
Vor langer Zeit war ich Mitglied in einem kirchlichen Videoarbeitskreis. Meine Aufgabe war es dort, zusammen mit einigen Anderen, den Gottesdienst aufzuzeichnen. Wir waren mit schweren Kameras unterwegs und der Ablauf unserer Arbeit, er war immer derselbe. Bevor es für los ging, hielten wir unsere Geräte vor eine weiße Wand, damit sie sich auf die richtigen Farben einstellen konnten. Das dauerte je nach Modell ganz schön lange und wenn ich ehrlich bin, habe ich damals nie verstanden, warum man das eigentlich macht. Wofür zum Henker, so fragte ich mich, braucht man eigentlich so einen langweiligen Weißabgleich. Was soll das?

Jahre später holt die Vergangenheit mich nun ein, denn auch beim Fotografieren gibt es einen Weißabgleich. Allerdings, braucht man ihn hier nur, wenn man auch manuell unterwegs ist. Soll heißen, alle die ausschließlich in der Vollautomatik arbeiten, dürfen den Artikel an dieser Stelle schließen und meine so lieb gemeinten Worte wieder vergessen, denn für sie ist alles, was ich nun schreibe, völlig uninteressant.

Gibt es den AWB 
auf meinem Smartphone?

Ebenfalls an diesem Punkt aussteigen dürfen all jene, die auf ihrer Kamera oder dem Smartphone beim Fotografieren keinerlei manuelle Einstellungen vornehmen können. Das dürften aber nur wenige sein. Ein gute Kamera verfügt immer über eine Option zur Regelung der AWB und auch moderne Smartphones sind hier mit von der Partie. Im Zweifelsfall kann sich eine entsprechende App hierzu einfach aus dem Store geladen werden und schon kann es los gehen. Bitte nicht nach einem reinen Programm zur AWB suchen, sondern noch einem solchen, dass manuelle Einstellungen erlaubt! 

Auf dem Huawei P30 Pro ist die AWB zu finden, in dem der Fotograf in den Pro-Modus wechselt. Wer meine Anleitung zu diesem (hier auf meinem Blog) gelesen hat, der weiß, dass ich die AWB bei meiner Beschreibung bewusst ausgelassen habe. Das hatte auch seinen Grund, denn die AWB ist nicht unbedingt ganz einfach zu verstehen und hat deshalb einen eigenen Artikel durchaus verdient :)

Was bedeutet denn
dieses AWB überhaupt?

Bevor ich (nun endlich) erkläre wofür die AWB steht und welchen Sinn sie hat, möchte ich einen Schritt zurückgehen und noch einmal die Bedeutung eines manuellen Kamera-Programmes erklären. Wie das Wort "manuell" schon sagt, dreht es sich hierbei um die Möglichkeit, nahezu alle (für das Bild) relevanten Einstellungen selber vorzunehmen. Das ist eine tolle Sache, weil man so frei in all seinem Tun ist, das heißt im Umkehrschluss aber auch, hier regelt und steuert die Kamera nichts mehr automatisch. Ist die Aufnahme am Ende in den Farben übersteuert oder zu wenig belichtet, so liegt das nicht an der Kamera, sondern daran, dass bestimmte Parameter falsch gewählt worden. In der Pilotensprache nennt man das "menschliches Versagen". Von daher, mein dringender Tipp und Rat, wenn es darum geht, in einem manuellen Modus zu arbeiten, dann ist Üben und Lernen absolute Pflicht. Auf keinen Fall sollte man an Weihnachten und beim Foto mit der ganzen Familie anfangen, im Pro-Modus herumzuwerkeln. Das führt am Ende nur zu Frust und genau der soll doch an den Feiertagen eigentlich vermieden werden. Also, keine Experimente bei wirklich wichtigen Aufnahmen.

Aber nun, zu der Definition: 
Was bedeutet denn dieses AWB überhaupt? 

Nun, AWB steht für Automatic white balance, was direkt übersetzt soviel wie Automatische Weißbalance bedeutet und von Fotografen als Automatischer Weißabgleich bezeichnet wird. Zu diesem gibt es im Internet hunderte von Erklärungen und Beschreibungen, doch nur wenige davon sind wirklich gut und in ihrer Art gelungen. Im Gegenteil, oftmals überfordern sie den Leser und noch viel schlimmer, sie verängstigen ihn. Von daher, versuche ich mich, im nun Folgenden so einfach und so kurz wie möglich zu halten.

Machen wir uns noch einmal die Unterschiede zwischen Automatik und manuell klar. Im normalen Foto-Modus besitzt die Kamera eine gewisse Intelligenz. Bei eingeschalteter AI ist sie sogar richtig schlau. Sie führt permanent Messungen durch, so dass sie immer das Beste aus einem Foto holen kann. Im Pro-Modus besitzt die Kamera eine gewisse Doofheit. Es gibt keine AI die eingeschaltet werden kann und sie führt zwar Messungen durch, doch ob diese angenommen oder verändert werden, das entscheidet einzig und alleine der Fotograf. Man kann also sagen, die Kamera weiß gar nichts. Sie folgt einfach nur den Vorgaben ihres Benutzers, was insbesondere für das Licht und die Farbe gilt. Wenn ihr dieser nicht sagt, dass es draußen regnet oder es in einem Raum sehr hell ist, dann interessiert sie es nicht und es entstehen so Bilder, die in den Farben verzehrt oder gar falsch sind. Da wird das weiße Taxi plötzlich braun, der Feuerwehrwagen rosa und der Himmel pink. Das mag bei Fotofiltern nett sein, nicht aber bei einer normalen Aufnahme, bei der es erst einmal nur darum geht, ein Bild in seinen ganz natürlichen Farben zu erfassen und genau deshalb benötigt man den Weißabgleich. Er erfasst die hellsten und weißesten Werte in einer Fotosituation und gleicht sämtliche anderen Farben daran ab, so dass dieser wieder richtig sind und dazu passen. Das Ganze könnte man nun auch noch physikalisch erklären, aber - da das hier ein Foto-Blog und nicht die Telekolleg des bayrischen Fernsehen ist - verzichte ich darauf. 

Schauen wir uns lieber ein Beispiel dazu an: 

Ein Mann geht zu Fuß zu einem Restaurant. Dieses befindet sich tief in einem Wald. Da ihm die Bäume auf dem Weg gefallen, fotografiert er diese. Etwas später in der Gaststube angekommen greift er erneut zu seiner Kamera. Auch hier nimmt er einige Bilder auf. Er arbeitet im Pro-Modus, hat die AWB bisher aber nicht angefasst oder in irgendeiner Form korrigiert. Was wird er beim Betrachten seiner Aufnahmen feststellen? Richtig, die Bilder unterscheiden sich sowohl in der Helligkeit als auch in der Farbe. Genau das soll aber eigentlich vermieden werden. Deswegen gibt es den Weißabgleich.

Wir lernen also Folgendes: Mit dem Verändern einer bestimmten Lichtsituation ändern sich auch die Farben auf dem vom Fotografen im manuellen Modus aufgenommenen Bild. Um das zu vermeiden ist es wichtig die Farben wieder an die jeweilige Situation anzugleichen. Dieses geschieht über den Weißabgleich. Er sorgt dafür, dass weiß wieder zu weiß wird und passt alle anderen Farben dementsprechend an.

Die AWB auf dem
Huawei P30 Pro

Die AWB findet sich auf dem Huawei P30 Pro im Pro-Modus. Nach dem dieser ausgewählt wurde, erscheint der Begriff AWB auf dem unteren Scrollrad ganz rechts. Tippt man diesen an, so erscheint ein weiterer Balken mit verschiedenen und unterschiedlichen Symbolen.

Die Wolke

Zuerst sehen wir eine Wolke. Sie steht für eine dunkle und bewölkte Umgebung. Befinden wir uns in einer solchen, so ist sie auszuwählen, damit wir auf unserem Bild die richtigen Farben erhalten. 

Der Leuchtstoff

Das folgende Symbol zeigt zwei Stangen die irgendwie zu strahlen scheinen. Es steht für Leuchtstoff und für minimale Lichtquellen in einem Raum. Befinden wir uns in einer dunklen Höhle mit leuchtenden Kristallen oder einem Raum der nur von einer Kerze erleuchtet ist, denken wir zum Beispiel an eine Kirche, so ist dieses die beste Wahl für die richtigen Farben. 

Die Glühlampe

Die Glühlampe steht für hartes, künstliches Licht. Sie muss ausgewählt werden, wenn man sich, ganz im Gegensatz zum Symbol davor, in einem hellerleuchtenden Raum befindet. Hier sind Krankenhäuser, Büros, Klassenräume etc. die idealen Beispiele.

Die Sonne

Die Sonne steht für Tages- und Sonnenlicht. Sie kommt bei viel natürlichem Licht zum Einsatz, zum Beispiel am Strand, im sonnenbestrahlten Wald, in der Fußgängerzone an einem Sommertag usw.


Das manuelle Abgleichen
auf dem Huawei P30 Pro

Tippen wir auf das letzte Symbol, so öffnen wir den Modus für alle anderen Lichtsituationen in denen wir selber die Farben angleichen müssen. Wenn man so will ist diese der echte Weißabgleich und hier passiert nun genau das, was wir damals im Videoarbeitskreis gemacht haben. Wir richten die Kamera auf ein weiß- oder alternativ graues Feld aus und schieben den jetzt zusätzlich vorhandenen Regler so lange zur Seite, bis dieses möglichst natürlich auf dem Display gezeigt wird und wir mit der Farbwiedergabe zufrieden sind. Während wir dieses tun werden uns auf dem Streifen einige Zahlenwerte angezeigt die in K angegeben werden. Nun wird es doch für einen Satz physikalisch, denn das K steht hierbei für die Farbtemperatur die in Kelvin gemessen wird. Ein gemütlicher und nostalgischer Look entsteht bei einem hohen K-Wert, ein kalter, fast schon futuristischer Look wird mit einem niedrigen K-Wert erzeugt.

Das große Beispiel zur AWB
Mama fotografiert Kind beim Basketball

Es ist mal wieder soweit. Der große Sohn hat ein Basketballspiel und Mama ist mit dabei. Aufgeregt sitzt sie im Publikum. Jede spannende Szene wird euphorisch beklatscht. Solche Augenblicke müssen für die Nachwelt festgehalten werden. Sie startet die Kamera-App auf ihrem Smartphone, wechselt in den Pro-Modus und wählt dort eine möglichst kurze Belichtungszeit aus. Nur so werden die Bewegungen der Sportler eingefroren und damit gestochen scharf. Auch den ISO-Wert passt sie an, damit das Bild schön hell und freundlich wird. Sie löst aus und, das Bild ist gut aber irgendwie matt in den Farben. Irgendwie sind die roten Trikots eher braun als rot. 

Sie fotografiert erneut. Die Einstellungen von Belichtung und ISO-Wert bleiben gleich, aber nun öffnet sie auch die AWB und wechselt zur Glühbirne. Also zum Kunstlicht. Das Ergebnis ist jetzt deutlich besser. Doch zufrieden ist Mama immer noch nicht. Aber sie weiß, wie sie zum optimalen Ergebnis kommt. 

Sie holt eine weiße Karte aus der Tasche, hält die Kamera darüber und stellt die AWB manuell selbst ein. Nun fotografiert sie zum dritten Mal und jetzt passt alles. Das Bild ist hell, die Bewegungen sind eingefroren und die Farben satt. Besser geht es nicht.

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